Die drei heute beim Bäcker sind hoffentlich nicht repräsentativ für die Jugend von heute. Sie haben nicht Böses im Sinn gehabt, sich ordentlich verhalten und brav ihre Brötchen gekauft. Aber wieso diese Kleidung? Wieso diese Gestik? Diese Körperhaltung? Dieses Gebaren? Diese Sprache? Wieso können die nicht mehr richtig laufen? Statt einen Fuß vor den anderen zu setzten, schaukeln sie sich vorwärts wie hospitalistische Elefanten. Wie Menschen nach einer Hüftoperation verlagern sie den Körper zur Seite, damit das Bein auf der anderen Seite automatisch nach oben und ein wenig nach vorne bewegt werden kann. Zusammen mit der sackartigen Kleidung sollen sie wohl aussehen, wie Statisten in einem Hip-Hop-Video. Leider haben sie weder einen muskulösen Körper, noch eine reine Haut oder eine gesunde Gesichtsfarbe. Das Sahnehäubchen bildeten ihre Frisuren. Sie haben die Fructis-Werbung wörtlich genommen: Ihr schütteres Pubertätshaar steht glänzend in schmalen Büscheln vom Kopf ab. Beim Rausgehen brüllte der eine Jugendliche dem anderen Jugendlichen unverständliche Laute zu wie Michel Piccoli in Themroc. Alle drei versuchten, ein möglichst böses Gesicht zu machen und wirkten, als wären sie Todfeinde, die sich zufällig beim Bäcker getroffen haben.
Ich sah als Jugendlicher auch Scheiße aus und hatte einen dämlichen Ghetto-Soziolekt. Aber ich hatte Humor. Denn den bringt man am Besten mit, wenn man sich auf die abenteuerliche Reise der Pubertät begibt. Und ich hatte kein MTV, das mir einen völlig unpassenden Verhaltens-Kodex auferlegte. Ich hatte A Flock of Seaguls und George Clinton.
Man hat es nicht leicht als Jugendlicher heutzutage, aber wenn man genauer hinsieht, zeigt einem sogar MTV, dass nicht jeder Stil für jeden geeignet ist und man seinen eigenen finden sollte. Gestern zum Beispiel, hätten die drei Jugendlichen einen großartigen Film sehen können, der ihnen vielleicht ein wenig die Augen geöffnet hätte:
Rize, von David Lachappelle.